Der Nobelpreis für Literatur ging im letzten Herbst an die Französin Annie Ernaux. Als „Ethnologin ihrer selbst“ hat die 1940 geborene Autorin eine neuartige literarische Erzählweise geschaffen. Ihr Herkunftsmilieu, ihre Eltern und sich selbst betrachtet sie gänzlich von außen mit einem reflektierenden, analysierenden Blick. Jene autobiografische, sich erinnernde Form stellt das Geschehene stets in gesellschaftliche Zusammenhänge. Und das Vergangene ihrer eigenen Person – das Mädchen und die Frau, die sie mal war – wird nüchtern, differenziert und subtil emotional seziert. In ihrem Heimatland Frankreich ist Annie Ernaux schon längst die bedeutendste Schriftstellerin der Gegenwart. Erfreulicherweise kann sie durch den Nobelpreis nun noch rascher ihren Lesekreis in Deutschland sowie weltweit erweitern. Anmeldung (vhs) erforderlich.